Es ist erstaunlich, wie eine Pandemie, wie sie derzeit noch überall herrscht, selbst bei einem so simplen Hobby wie das Filmen/Fotografieren, einem zu Veränderungen zwingen kann. Da keine Veranstaltungen abgehalten werden können, gib es auch nichts zu Filmen. Oder?
Die Herausforderung
Tatsächlich aber durften Veranstaltungen in einem seeehr kleinen Rahmen und praktisch ohne Publikum abgehalten werden.
Ohne Publikum? – Nicht ganz. Denn es gibt ja Live-Streaming. Diese Technik ist nicht wirklich neu, hat aber mit der Pandemie 2020 einen starken Aufschwung bekommen. So traf es auch mich, als ich einen Auftrag bekam, eine Veranstaltung im Internet Live zu übertragen. Diese Anfrage kam etwas überraschend, da ich mich bis dato nichts damit am Hut hatte, nicht mal darüber nachdachte. Ich machte seither meine Aufnahmen, übertrug das Filmmaterial auf meinen Rechner und schnitt daraus einen fertigen Film. Aber diesmal war es für mich eine kleine Herausforderung. Kameras sind ja da. Mit Computer und Software ist das Streamen ja auch kein technische Hürde. Aber wie bekomme ich das Signal von wenigstens zwei Kameras gemischt?
Problemlösung
Mit dieser Frage wendete ich mich nun vertrauensvoll an eine Suchmaschine. Nach ewiger Recherche, bei dem auch der Kaufpreis halbwegs ins Budget passte, fand ich bei der Firma Blackmagic eine kleine Hardware, die eben dies kann: Das ATEM mini / ATEM mini pro.
Beide Geräte machen so ziemlich das selbe. Bei dem ATEM mini muss dahinter ein PC/Laptop geschaltet werden, der das Gerät als Web-Cam ’sieht‘ und mittels passender Software, die es ja zahlreich gibt, das Aufgenommene ins Internet streamt. Bei dem ATEM mini pro ist dies schon eingebaut. Einfach Netzwerkkabel einstecken und los geht’s. Natürlich muss vorher in diesem Schnittpult z.B. youtube konfiguriert werden.
Die Lösung
Ab jetzt ist bei den beiden Mini’s alles gleich. Zum Anschluss von bis zu vier Kameras gibt es HDMI-Buchsen. Ein Monitor kann über einen weiteren HDMI-Ausgang angeschlossen werden. Für den Ton (der auch von den Kameras kommen kann) gibt es noch zwei Mono-Eingänge. Mit einem USB-C-Anschluss kann wahlweise ein USB-Speicher zur Aufzeichnung, oder ein Laptop zur Steuerung des Pultes angeschlossen werden. Mit der mitgelieferten Software kann das Pult auch per Mausklick gesteuert werden. Zusätzlich verfügt es über einen Audio-Mischer, der das Audiosignal der Kameras und der beiden Eingänge zusammen mischt. Auch bietet die Software die Möglichkeit Einblendkarten, also quasi Bilder, im Gerät abzuspeichern, z.B. für Vor- und Abspann. Allerdings nur Bildmaterial. Bewegtbilder, also kurze Video-Sequenzen sind nicht möglich. Wer stolzer Besitzer einer Blackmagic-Kamera ist, kann aus dieser Software heraus auch die Kamera einstellen, z.B. Weißabgleich, Farbanpassung, Zoom und vieles mehr.
Probleme
Das ATEM mini pro war jetzt da. Ich habe weder eine Blackmagic, die mit Sicherheit auf Anhieb gepasst hätte, noch habe ich die allerneuesten Modelle. Immerhin hat meine neueste Kamera schon HDMI, sowie die Spiegelreflex und die 4 Aktion-Cam’s. Die Euphorie währte nur kurz. Denn bei einem Versuch mit der Spiegel-Reflex war schnell klar, für den Dauerbetrieb funktioniert das nicht. Denn die schaltet nach rund 20 Minuten einfach ab. Nein, das war kein Power-Save 🙂
Egal dachte ich. Es bleiben ja immer noch 5 Kameras übrig. Dengste – War wohl nix. Denn von den 4 Aktion-Cam’s funktionierte es mit dem HDMI-Ausgang nicht. Auch nicht, als ich sie direkt an einen Monitor mit HDMI-Eingang angeschlossen hatte. Blieben also noch 3 Kameras übrig. Hätte ja im Grunde fast schon gereicht, bei 4 Eingängen. Aber um das alles flexibler zu haben, besorgte ich für meine beiden Canon-Kameras, die ja Chinch-Ausgänge haben, noch jeweils einen passenden Adapter, der das Signal von Chinch auf HDMI umwandelt. Dies hat aber schon recht gut funktioniert. Natürlich brauchte ich noch diverse Adapterkabel, um die unterschiedlichen HDMI-Versionen (Mini und Micro) auf das ‚Normale‘ zu bringen. Buchsen zu Buchsen- Verbinder durften natürlich auch nicht fehlen.
Die nächste Herausforderung warf nun das erforderliche Kabel. Das Ergebnis meiner Recherchen war, dass HDMI nur max. 10m kann. Das wird aber in den meisten fällen zu kurz sein. Nach weiterem Suchen in einer Suchmaschine meines Vertrauens wurde ich auf HDMI-Kabeltreiber aufmerksam. Diese konnten weitere bis zu 40m überbrücken. Zumindest laut Beschreibung. Also habe ich zu diesen noch 10-Meter und 20-Meter Kabel gekauft. So dass es für vier Kameras mit jeweils 40 Meter reichen sollte. Bei den 20m Kabeln merkte ich dann, dass man auf die Verlegerichtung aufpassen muss. Das liegt offensichtlich daran, dass diese Kabel einen Verstärker schon mit eingebaut haben.
Das Ergebnis
Nach dem ich nun alles beisammen hatte, konnte ich mal einen Versuchsaufbau starten. die vielen Adapter, Treiber und Kabel machten keine Probleme. Die Kameras liefen ohne Störung, lieferten das Signal an das Pult. Dieses war Bestückt mit einem kleinen Monitor, auf dem man die Mikrofonpegel, die Bilder der 4 Kameras und das Gemischte sehen kann. Der per USB angeschlossene Laptop rundeten die Bedienung ab. Selbst wenn man keinen Laptop anschließt, kann man mit dem ATEM mini/pro problemlos und intuitiv arbeiten. Natürlich muss man dann auf die Einblendung von Bilder verzichten. Komfortabler ist es natürlich mit der Software. Nun konnte die Übertragung in ‚Echt‘ beginnen.